PETER HÜBNER PREIS DER FREIHEIT DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH
Die antidemokratische politische Praxis in Deutschland
Teil 3 VERTRETER DES VOLKES Die Goldene Partei Deutschlands
R ü c k b l i c k
Wie schon an früherer Stelle berichtet, folgte jetzt jene heuchlerische Sturzflut telefonischer Anfragen von den erlauchten Herrschaften, die „alle unsere Briefe überhaupt nicht erhalten“ hatten so, als hätte die Post plötzlich zweimal hintereinander jeweils an die zehntausend Briefe veruntreut und sei dieses Mal nur deshalb nicht mehr dazu in der Lage gewesen, weil es sich um ein Fernschreiben handelte und weil die Post es somit erst gar nicht in die Hand bekam.
Wir merkten sofort, daß unser Projekt eines allgemeinen staatsbürgerlichen Demokratisierungsprozesses jetzt da wir einen fernschriftlichen Informationsnachweis erbringen konnten deutlich mehr politische Hitze ausstrahlte und allerorten geradezu freundliche Regungen hervorrief, welche vom Ausdruck tiefsten Bedauerns bis zur jovialen Bitte um Neuzusendung der bisherigen Schriftdokumente reichten.
Zumindest waren wir also schon einmal auf der obersten Geschäftsebene des politischen Heuchelsäusel gelandet und erfreuten uns zum ersten Mal jener nichtssagenden Coktailparty nach Art der sogenannten Bananenrepubliken: die hohen Herrschaften, die führenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Justiz und Medien gaben sich die Ehre bzw. ließen sich herab, uns penetrante Jugendorganisation natürlich über ihre Büros: versteht sich von selbst , um unsere demokratischen Weisheiten zu bitten, um, wenn auch verspätet, noch einmal selbst einen authentischen Trunk aus diesem jugendlichen Maß der Menschenwürde zu trinken.
An unsere damit verbundenen neuen Kosten dachte natürlich niemand vielleicht erhoffte der eine oder andere dadurch sogar das schnellere Heranrücken unserer Pleite; denn immerhin waren bei praktisch allen an die zehntausend Personen innerhalb kürzester Zeit die beiden Dokumente verschütt gegangen und nun plötzlich wieder höchst interessant.
Aber wir waren ja damals noch naive Jugendliche und so übersandten wir die Dokumente erneut und rechneten erst einmal damit, daß nun das Interesse erwacht war.
Jedoch mußten wir schnell einsehen, daß gar niemand erwacht war und daß der politische Dornröschenschlaf was zumindest den demokratischen Fortschritt, die praktische Verwirklichung der Grundrechte des Menschen und die damit verbundene Festigung der Menschenwürde anbetraf bei den führenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Justiz und Medien unverändert fortdauerte, ganz wie man das auch von der Zeit des Dritten Reiches berichtete.
Als dann aber auch noch oberflächliche unverbindliche Danksagungen aller Art eintrafen oder gar Abwimmelanrufe eingingen, da hatten wir für derartiges diplomatisches Heuchelsäusel noch gar keinen Sinn entwickelt und übersandten den führenden Persönlichkeiten unserer jungen Bundesrepublik wieder in unserer ungehobelten, noch so gänzlich politisch ungebildeten Art ein Fernschreiben, in welchem wir unser völliges Unverständnis gegenüber ihrer demokratischen Enthaltsamkeit zum Ausdruck brachten.
Darüber hinaus wollten wir ihnen auch auf die harmlose Gefahr hin, daß sie uns für größenwahnsinnig hinstellten unmißverständlich klarmachen, mit welcher praktischen Reaktion wir von ihrer Seite gerechnet hatten und immer noch rechneten; denn wir waren uns darüber klar, daß die Zeit eines Tages beweisen würde, daß sie kraft Gesetz und Amtseid zu der von uns gewünschten Kooperation verpflichtet gewesen wären und daß sie sich im Falle der Verweigerung durch Totschweigen oder durch Verhinderung oder gar durch Bekämpfung unserer demokratischen Bestrebungen des Amtsmißbrauchs schuldig und damit strafbar machten, wie man solche Dinge nach dem Zusammenbruch von Diktaturen in den darauf folgenden Demokratien eben entlarvt und die Schuldigen, welche sich zur Erlangung eigener Vorteile politisch verkauft und am Volkswohl vergriffen hatten, öffentlich zur Rechenschaft zieht.